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Kolumne März 2018

Wir haben gelernt und wir schätzen, wie privilegiert wir sind, in einem Land zu leben, in dem jeder sagen und denken und schreiben kann, was er will.

MeToo und die Frauen. Der Stimmungswandel ist mir zu massiv. Betroffene Frauen haben sich nicht bei den von ihnen jetzt weltweit geschilderten Angriffen von Männern gewehrt, keine Anzeige erstattet oder um Hilfe von Außenstehenden gebeten. Bei Vergewaltigung haben sie keinen Arzt aufgesucht und/oder sofort die Polizei benachrichtigt. Nach 20 bis 30 Jahren erzählen sie die Hotelzimmer-Geschichten. Ich glaube das zwar alles, es hat sich bestimmt so und noch mehr zugetragen, aber warum jetzt? Es werden immer mehr Frauen, die sich offenbaren und zu verschiedenen Anlässen einheitliche Kleidung tragen. ANGELINA JOLIE trug wie ihre Kolleginnen SCHWARZ, um sich solidarisch mit der MeToo-Bewegung zu zeigen und die Unterstützung gegen sexuelle Übergriffe auf Frauen in der Unterhaltungsindustrie zu demonstrieren. Durch diese Solidarität geraten diese Frauen wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Aber die schwarzen Kleider haben ein tiefes Dekolleté samt Schlitz! Auch hat noch keine dieser berühmten Frauen Preisverleihungen abgelehnt, Oscars zurückgegeben oder die Gage gespendet, die sie mit den Filmen dieser Machos verdient haben, mit oder ohne erwiesene sexuelle Gefälligkeiten. Das kollektive Schwarz ist für mich keine echte Demonstration, eine Frau weiß, was kommen könnte, wenn sie mit einem Mann im Hotel in ein Zimmer geht. Es ist eine, wenn auch zugegebenermaßen halbherzige, Zusage, die ein Mann, wie könnte es anders sein, als Einverständnis registriert. Dies wird als sexuelle Belästigung reklamiert. Natürlich ist es wichtig, dass darüber gesprochen wird. Die ethischen und moralischen Gesichtspunkte hierzu gab und gibt es immer. Die Stars von einst und die Sternchen von heute reklamieren jetzt die Gewaltvorwürfe. Sie brechen ihr Schweigen. Ist das nicht ein Trugschluss? In schwarzen sexy Kleidern ein Zeichen zu setzen und gleichzeitig bei animalisch reduzierten Ausdrücken der Männer, wie süßes Kätzchen, heißer Käfer, kleines Mäuschen zu lächeln? Ich frage mich, warum haben sie bei dem "Ereignis" geschwiegen. Sie erzeugen jetzt Neugier auf die Episoden. Könnten sie davon heute partizipieren, so wie sie damals ihre Rollen bekommen haben? Ich meine hier nicht die tief verletzten Frauen, sondern ich meine die, die in der Öffentlichkeit nun auch mit schlüpfrigen Andeutungen, wie UMA THURMANN, beklagen: "Er versuchte, sich auf mich zu schieben". Die Männer werden jetzt als Monster dargestellt. Warum haben all diese Frauen, die sich erst jetzt offenbaren, nicht sofort gehandelt? Wenn sie aus Angst und Scham nicht zur Polizei gegangen sind, ist das doch kein Grund, heute Tatort-Vorlagen zu liefern. Es gibt zig Bücher und Geschichten über Männer im Hotel. Sie sind bekannt. Was ist, wenn die Männer auspacken und ein Buch über Frauen im Hotel schreiben? Ich könnte dazu einige Geschichten beitragen. Bitte, jetzt keinen Aufschrei, ich möchte nicht in diese Situationen geraten und habe wirklich Verständnis für die Frauen, aber warum jetzt dieses Massen-Outen, ohne Zeugen und vor allem nach so vielen Jahren? Seine Meinung sollte man immer vertreten dürfen, aber dann bitte sofort und nicht erst nach Jahrzehnten. Da verstehe ich besser: Das NEIN heißt NEIN, denn unter Männern und Frauen gibt es selten Freundschaft, sondern es war entweder der Liebhaber, es ist der Liebhaber oder es könnte der Liebhaber werden. Und wenn man dem Spruch aus der letzten Wilsberg-Fernsehserie glauben darf: "Wenn man Männern ihre Jagdbeute gut verpackt vor die Füße legt, greifen die meisten zu", dann sind die Proteste nach 30 Jahren grenzwertig. Ich mag Männer, manchmal passt es und manchmal passt es eben nicht.

MeToo und die Kunst. Stimmungswandel. - Darsteller werden aus Filmen herausgeschnitten. Theateraufführungen abgesetzt. Gemälde von Künstlern werden in Museen von der Wand genommen. Die irdischen Laster und die "Tugendhaftigkeit" der großen Künstler sind mehr oder weniger bekannt. Wenn wir das als Maßstab nehmen, sind die Wände bald leer, die Musik wird ausgeschaltet und die Buchseiten müssen geschwärzt werden. Kinderakte von berühmten Malern, wie z. B. des Expressionisten ERNST LUDWIG KIRCHNER, sind erst kürzlich im Frankfurter Kunstmuseum thematisiert worden. In der Manchester-Art Gallery wurde die Kunst des englischen Malers JOHN WILLIAM WATERHOUSE aus der Dauerausstellung entfernt. Das Gemälde ist ein Opfer der Sexismus-Debatte geworden und hat national dadurch jetzt erst viel Aufmerksamkeit erhalten. Ein gute "Werbung", bisher kannte ich das Bild überhaupt nicht. (Nymphen locken einen Mann in einen Teich.) Das war 1896! Einige wenige Beispiele großer Künstler: DAS PARISURTEIL von Rubens 1638. Die VENUS von Urbino von Tizian 1538. "The sexiest Rembrandt you've ever seen" DIANA mit Aktäon und Kallisto von Rembrandt 1634, die Malerei der Expressionisten oder in HOMERS Odyssee, ODYSSEUS 475 v. Chr., der von den Sirenen verzaubert wurde. Sollen diese Könige der Literatur, der Malerei und der Kunst jetzt alle der MeToo-Bewegung zum Opfer fallen?

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