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Kolumne Juni 2018

Die zehn größten Erfindungen der Menschheit sind: die Glühlampe, die Brille, der Computer, das Internet, das Fernsehen, das Telefon, der Buchdruck, die Elektrizität, das Flugzeug und - raten Sie mal - das Auto. Aber das Fahrrad wird wohl nicht in die Geschichtsbücher eingehen. Dennoch werden immer mehr Radwege in Großstädten angelegt. Ich frage mich, ob das sinnvoll ist. Aufgrund des Verkehrsaufkommens jetzt und in Zukunft wären breitere Straßen, Tunnel, Highways, Seilbahnen, der Ausbau alter Gleisstrecken, Schwebebahnen, Hoch- und Tiefstraßen (viel verschenkter Raum ist unter der Erde), verbreiterte oder neue Brücken und Autos mit kürzerer Lebenszeit eigentlich nützlicher. Milliarden sollten für Visionen und - vor allem, bei den langen Straßen-Bauzeiten in Deutschland - für die Fortbewegung der nächsten Generationen jetzt bereitgestellt werden. In Russland ist die längste Brücke Europas, die Krim-Brücke, 19 km lang, 3 bis 5 Milliarden teuer, vierspurig, zweispurig folgt noch für den Zugverkehr, von Baubeginn 2016 bis zum 15. Mai 2018 in nur anderthalb Jahren fertiggestellt worden. Ein solches Bauvorhaben würde in Deutschland viele, viele Jahre dauern. Wo sind die Visionäre, Ingenieure, Erfinder, Architekten und Politiker, die Straßenbau-Notwendigkeit einsehen und umsetzen? Ein kommender Wohlfahrtsstaat, der Milliarden kosten wird, könnte umgewandelt werden in einen Wirtschaftsstaat ersten Ranges. Ein kompletter sechsspuriger Ruhrschnellweg müsste für die gesamte Ruhrregion her, um einen Verkehrsinfarkt zu vermeiden. Wichtige Verkehrsachsen sollten jetzt für die Zukunft angelegt werden und nicht nur für die heutigen kurzfristigen Verkehrssituationen der Fahrradfahrer. Das Verkehrsmittel der Zukunft kann kein Fahrrad sein! Die Umweltschützer, die verhindern wollen, dass neue Straßen gebaut werden, haben in Bezug auf das Klima zwar recht, aber da sind die Hersteller der Fahrzeuge gefragt. Ihre Aufgabe ist es, umweltfreundliche Motoren zu entwickeln und herzustellen. Eine Blockade für die Beweglichkeit der Menschen durch Fahrräder ist nicht sinnvoll. Mobilität in den Städten ist unabdingbar, eine Mobilitätswende auf das Fahrrad jedoch nicht. Ein Fahrrad sollte ein Freizeitspaß sein, und das sollte es auch bleiben und nicht das Mittel der Zukunft sein!

Seit 2013 steigt die Zahl der Unfälle mit Radfahrern stetig. In Bayern z. B. kracht es rechnerisch alle 32 Minuten. Ein Großteil der Unfälle geht auf das Konto der Radfahrer selbst. In mehr als zwei Dritteln der Unfälle lag das Fehlverhalten bei ihnen. Hauptunfallursachen sind Fehler beim Abbiegen und Wenden sowie missachtete Vorfahrt. "Aufbruch Fahrrad" heißt eine neue Volksinitiative. Gestartet wurde diese Unterschriftensammlung bei einem Fahrradkongress in Köln. Das Ziel ist: Der Anteil des Radverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen im Land soll bis zum Jahr 2025 von 8% auf 25 % (!) steigen. Bis zum Jahr 2025 soll es in NRW mindestens 1.000 Kilometer Fahrradstraßen geben. Landesweit sollen eine Million Abstellplätze für Fahrräder gebaut und ein öffentliches Lade-Netz für E-Bikes installiert werden. Achtung! Die geforderten Fahrradstraßen sollen vier Meter breit sein, Fahrräder sollen Vorfahrt haben und Autos dort nicht parken dürfen. Bei unserer heutigen Verkehrssituation ist dieses Ziel für mich unbegreiflich und realitätsfremd. Der Landtag muss, wenn sich ein halbes Prozent der deutschen Stimmberechtigten über 18 Jahre in die Unterschriftenliste einträgt, über diesen Vorstoß beraten. Er muss aber das beantragte Gesetz nicht erlassen. Bei Werbeanzeigen für Bikes lese ich Kosten von 2.399 Euro oder 3.599 Euro und aufwärts! Und dann diese lebensgefährlichen Anhänger für ein oder zwei Kleinkinder. Kosten bis zu 500 Euro. Diese Anhänger benötigen noch mehr Platz auf den Bürgersteigen. Lastenräder sollen gefördert werden, schlägt zumindest der Allgemeine Deutsche Fahrradclub NRW vor. Ich betrachte ein Fahrrad als Freizeitspaß und glaube nicht, dass es zum Verkehrsmittel der Großstädte gehören sollte. Das Aktionsbündnis "Aufbruch Fahrrad" gründete sich im Frühjahr 2017 und umfasst über 70 Organisationen und Verbände landesweit! Das Instrument der Fahrrad-Initiativen versteht sich als "Verkehrswende von unten" und hat seinen Ursprung in Berlin. Ein breites Aktionsbündnis will ein Fahrradgesetz für Nordrhein-Westfalen jetzt auf den Weg bringen. - Fahrten auf Gehwegen und gegen die Fahrtrichtung "liebe" ich besonders bei den Radfahrern. Der Ärger mit Autofahrern, Fußgängern, auf Bürgersteigen und Fahrbahnen ist vorprogrammiert. Vor über 15 Jahren habe ich ausführlich über den Radweg in Rüttenscheid von der Martin- bis zur Ursulastraße geschrieben. Wir haben den roten Streifen auf den Bürgersteigen ausgemessen. Er war zu schmal und entsprach nicht der Norm eines Radweges. Die blau-weißen Radweg-Schilder wurden demontiert, da der rote Streifen auf den Bürgersteigen definitiv kein Radweg ist. Ich habe die Aggressionen zwischen Radfahrern, Fußgängern, Autofahrern und Müttern mit Kinderwagen ausführlich geschildert. Es kam zu Schlägereien und Anzeigen. Nichts hat sich getan! Die Radfahrer beschimpfen sogar immer mehr die Fußgänger, die eigentlich auf den Bürgersteig (wie der Name schon sagt) gehören. Frische Luft tut gut, warum radeln die Radfahrer nicht am Baldeneysee? Warum muss ein Radfahrer über die Hauptverkehrsstraßen in Städten fahren? Liebe Fahrradfahrer, hört auf, euch in den städtischen Autoverkehr zu mischen und schützt eure Kinder und euch selbst und fahrt mit den Fahrrädern ins Grüne!

Ein Kreuzfahrtschiff wie die QUEEN MARY stößt pro Tag so viel Schadstoff aus wie 5 Millionen Autos. Aber Straßen werden für den Autoverkehr jetzt in Hamburg gesperrt, während die Kreuzfahrtschiffe in den Hafen einlaufen. Bevor die Hamburger ihre Straßen sperren, müsste eigentlich "der Hafen gesperrt" werden. Doch das ist total unsinnig. Sowohl der Autoverkehr als auch die Schifffahrt gehören zur Beweglichkeit des Menschen. Die Autoindustrie kann längst schadstoffarme Autos herstellen und ohne größeren Aufwand Dieselautos nachrüsten. Neue Dieselautos sollten in Zukunft eine begrenzte Laufzeit haben, und weitsichtig sollten die Straßen und Autobahnen für den Autoverkehr erweitert werden. Allerdings sollten in Deutschland die unendlich langen Bauzeiten vorbei sein. Man sieht es an Russland und China, da geht's doch!

Es grüßt Sie auf das Herzlichste Ihre Margrit von Westphalen.

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